Nachhaltigkeit…

Junge, Junge, das ist echt mal ein Wort, das mir in letzter Zeit zunehmend auf die Nerven geht. Warum? Weil es offensichtlich das meistmißbrauchte Wort der letzten Jahre ist.

Bekomme ich doch heute tatsächlich eine H&M-Mail mit dem Titel „Unterstützen Sie unser Engagement für mehr Nachhaltigkeit in der Mode“. Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Weiterhin heißt es dann: „Wir sind sehr stolz auf unsere ‚Conscious Collection‘, eine Kollektion mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit.“ Soll das etwa heißen, es gibt H&M-Strickpullover, die  nach einer Wäsche noch nicht ekelerregend aussehen?! Und vielleicht sogar Shirts, die mehr als zwei Wäschen überleben, ohne dass sich handtellergroße Löcher bilden?! Warum sagt mir das niemand?

Und: Wird der Kram jetzt etwa nicht mehr von Minderjährigen, die dem Prekariat in Ländern der Dritten Welt angehören, gefertigt?! Jetzt bin ich ja echt platt! Sowas kann einen ja schon umhauen. Fast so sehr wie die gestrige Erkenntnis während der Jauch-Talkrunde, dass Michael Degen in den deutschen „Brunetti“-Verfilmungen als Vice-Questore Patta tatsächlich immer nur sich selbst spielt. Das könnte man dann auch Nachhaltigkeit nennen. Im weitesten Sinne zumindest…

Irgendwie dachte ich immer, ‚Nachhaltigkeit‘ hat etwas mit „Kümmern“ oder „Fürsorge“ zu tun. Stimmt aber nicht. Weil: Gerade ist jeder Mist „nachhaltig“. Sogar H&M-Strickpullis und Bundeskanzlerinnen. Klingt halt irgendwie gut. Was für ein Unsinn!

Während noch vor fünfzig Jahren selbst Gießkannen repariert wurden, wirft man heute im Prinzip spätestens alle zwei Jahre ein absolut brauchbares Mobiltelefon weg. Das fing mit den Druckern an. Ein neuer Drucker kostete irgendwann in etwa das gleiche wie zwei Druckerpatronen. Warum eigentlich? Die Müllberge wachsen, die Einkommensschere klafft weiter und weiter auseinander und Alltagsgegenstände haben keinerlei Bedeutung – und keinerlei „Wert“ – mehr.

Ich will wieder Kochlöffel, die abgenutzt und ein bißchen verbrannt sind. Ich will abgegriffene Treppengeländer und speckige Krägen. Ich will Dinge, die Geschichten erzählen. Ich will Nachhaltigkeit – aber nicht von H&M!

2 Kommentare

  1. Hi mrsflax ! Bin ich froh, dass es deinen blog gibt – da weiß ich wenigstens was du so treibst!
    Gute Besserung meine Liebe und ein schönes Wo-ende!
    Liebe Grüße aus dem fernen Kostheim!!!

    1. danke. vielleicht sollten wir wirklich mal wieder einen frauenabend einschieben. kommen ja noch ein paar feiertage in nächster zeit. wie sieht es da jeweils an den vorabenden bei dir aus?

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