Unweigerlich Herbst

Besser, man freundet sich gleich mit dem Gedanken an, dass ab jetzt nur noch Blätter fallen, man friert und man für jeden Tag mit halbwegs blauem Himmel dankbar sein muss. Nach einem morgendlichen Schockerlebnis – die Nachbarskatze sprang das Vogelhäuschen an und ließ sich triumphierend auf dessen Dach nieder – begaben wir uns zum Idsteiner Herbstmarkt.

Im Gepäck war unsere Esstischlampe, die seit einem Blitzschlag, der auch unsere Telefonleitung lahmgelegt hatte, nicht mehr funktionierte. Mit dem Ding unter dem Arm und voller Hoffnung betraten wir das Ladengeschäft von Elektro Fleischhauer. Allerdings nur, um es innerhalb von zehn Sekunden frustriert wieder zu verlassen. Unsere kurze Nachfrage offenbarte die komplette Servicewüste: Desinteresse, Ahnungslosigkeit, Unfreundlichkeit. Gut – dann halt weiter. Wir fuhren zu Elektro Brandl. Und wir erlebten das komplette Gegenteil: eine überaus freundliche und kompetente Mitarbeiterin, die sehr bemüht war, uns mit dem Tchibo-Ding weiterzuhelfen. Wir verließen am Ende den Laden, sahen uns an und dachten das gleiche. Innerhalb von zehn Minuten hatten wir die beiden Endpunkte der Kundenservice-Skala des Elektrofachhandels erlebt. Lustisch!

Anschließend waren wie dann wie bei jedem Bummel durch die herrlich engen, fachwerkhausgesäumten Gässchen Idsteins, die bisher offensichtlich („Danke!“ ins Rathaus!) nicht einen einzigen der unbeschreiblich ekligen Handy- oder Ein-Euro-Läden beherbergen, genau davon wieder einmal total begeistert. Der Besuch des Taunus-Antiquariats ist mittlerweile obligatorisch. Und es gibt massenhaft geniale Einzelhandelsgeschäfte, in denen sich ein Besuch immer lohnt.

Am Stand vor dem Weinladen teilten wir uns einen Kürbis-Secco (und nahmen ein Fläschchen davon – neben den beiden Flaschen Federweißer – mit, weil wir vom Geschmack wirklich begeistert waren). Am Stand gegenüber wanderte ein Muskat-Kürbis von Pauls Bauernhof in die Einkaufstüte. Ziemlich beladen (ein paar Bücher waren natürlich auch dabei) schleppten wir uns wieder zum Auto.

Der Federweißer aus dem Rheinhessischen (hier: Flörsheim-Dalsheim) schrie dabei praktisch nach einem Zwiebelkuchen. Aus dem geplanten Zwiebelkuchen wurde dann letztendlich eine Lauchquiche mit dem einzigen, gerade reifen Broccoli aus dem Garten und etwas Schinken. Der Teig war der gleiche wie hier: Aus dem Beet auf den Tisch, Schinken, Lauch und Broccoli wurden angeschwitzt und in etwas Weißwein gedünstet. Crème fraîche, Eier, Salz, Pfeffer und Muskat wurden verquirlt und dazugegossen. Geriebenen Käse drüber und ab in den Ofen. Nach ca. 45 Minuten sah das Ganze dann so aus: Tadaaaa!

Und es schmeckte zum ersten Federweißen des Jahres wirklich köstlich. Wie schön, in einer Gegend zu wohnen, in der es sowas wie eine Spargel- und eine Federweißer-Saison gibt!

4 Kommentare

  1. „Mann“…also Frau. Mir kommt es vor, als wenn „de Isch“ hier mindestens ein halbes Jahr nicht mehr hier auf der „Küchenrezepteseite“ zum leckeren Schnuppern war. 😉 Aber mir läuft beim Lesen des
    letzteren Teil alle nur möglichen „Speichelsäfte“ wie beim Synchronschwimmen im „Maul“ zusammen. Federweisser und Zwiebelkuchen. Die absolute „Mussdelikatesse“. Ein wenig neidisch bin ich jetzt
    schon. 🙁 Aber sag ma. Ist bei euch wirklich „erst“, oder noch Herbst? 😉 Also ein paar Tage kam es mir hier wie Sommer vor und jetzt will uns eine Art winterlicher „Jungsohn“ hier verarschen.
    Kalt wie was weiss ich und die Schneegrenze wandert jeden Tag echt sichtbar immer weiter runter in unsere Hofeinfahrt. Jedenfalls Richtungs mässig. Habe auf alle Fälle schon mal beim Nachbarn fürs
    entsprechende Räumgerät nachgefragt. 😉 Finde unseren im Augenblick nich. „Mann“ weiss ja nie. 😉
    Dann wünsche ich deinem fast Maler gute Besserung. Obwohl ihm es ja sicherlich wieder gut geht, bis auf sein Ohr. Und dem Rest deiner Frühstückstischwohngemeindschaft einen angepassten,
    herbstlichen Wochenstart morgen. Auf das der Federweisser wieder draussen ist bis dahin. Man bin ich echt neidisch und hungrig jetzt. Obwohl ich heute mit Fisch bis zur letzten Gräte abgefüllt bin.
    😉

    LG rolf

    1. fisch ist doch toll. vielleicht würde ich dafür sogar die aufgewärmten reste des lauchkuchens stehen lassen 😀

      federweißer ist leider sehr schlecht zu verschicken wegen der nicht richtig geschlossenen flaschen. den zwiebelkuchen hätte ich schon irgendwie in ein paket gequetscht. tut mir leid! gibt es das
      im badischen eigentlich auch? schon, oder? ist doch nicht so weit =)

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