Ja, was haben wir denn nun am Wochenende gemacht?! Erstmal haben wir herausgefunden, dass die ganze Bielefeldverschwörung ein einziger Witz ist. Es gibt Bielefeld. Wir haben dort übernachtet. Und gefrühstückt – im übrigen sehr lecker gefrühstückt. Und getankt. Und wir waren im Bielefelder IKEA, um noch fünf weitere „Ivar“-Bretter zu besorgen. Auch das existiert nämlich.
Kommen wir aber zum Grund unserer Reise. Während der ersten Etappe unseres Schottlandurlaubs hatten wir einen Besuch in der hochgelobten „Craggan Mill“ in Grantown on Spey eingeplant. Das Kochbuch „The Whisky Kitchen – 100 Ways with Whisky and Food“ der beiden Köche – Sheila McConachie & Graham Harvey – hatte ich bereits bei unserem Besuch in der Glenlivet Destillery erworben.
Mit dem Kochbuch im Handgepäck befuhren wir den Parkplatz des Restaurants, der irgendwie seltsam verwaist wirkte. Ein Schild an der Tür erklärte dann, warum das so war. Das Restaurant war geschlossen. Mist!
Nach unserer Rückkehr nach Deutschland und nach einer Partie „Google“ stellte der beste Bauherr aller Zeiten fest, dass die beiden Kochbuchautoren sich mittlerweile in Bielefeld bzw. Gütersloh niedergelassen hatten. Sensationell! Wir würden nach einer etwas ausgedehnten Autofahrt also doch noch zu unserem „Craggan Mill“-Dinner kommen.
Da die „Whisky Kitchen“ zudem Kochkurse (ich!) mit Whisky-Tasting (Chef!) anbot, war eine Kontaktaufnahme im Prinzip geradezu unvermeidlich. Wir verabredeten also als Termin den gestrigen Abend und machten uns gegen Mittag auf den Weg nach Bielefeld.
In Brackwede (Bielefeld(!)-Brackwede) erwartete uns im „Classic-Hotel Wiebracht“ bereits der Chef, um uns nach Gütersloh ins dortige Restaurant zu kutschieren. Und ich weiß jetzt gerade so gar nicht, wo ich anfangen soll. Wie wäre es mit dem Anfang?
Wir wurden von Graham Harvey äußerst freundlich empfangen, mit Getränken versorgt und in die Kochecke komplimentiert. Zuerst stand die Herstellung zweier Vorspeisen auf dem Plan. Wir bastelten ein „Ebly“-Risotto mit Garnelen und Frittierten Ziegenkäse mit Red Onion Marmelade. Beides war so einfach wie genial. Die Red Onion Marmelade wird hier definitiv demnächst in Serie gehen. Alle Rezepte der hier gebloggten Gerichte werden in den nächsten Tagen nachgekocht und gepostet.
Als Hauptgang bereiteten wir ein Angus-Filet zu, das von Sheila aus der Küche mit hervorragenden Bratkartoffeln und einem saisonalen Gemüsekörbchen ergänzt wurde. Das Fleisch wie auch die von uns unter Grahams Anleitung zubereitete Soße waren absolut köstlich. Das Angus-Filet, dessen Form bzw. Größe mich wirklich überraschte, wurde dabei zweifach „behandelt“: erst über Spänen von Speyside Whiskyfässern geräuchert und anschließend angebraten und im Ofen zu Ende gegart. Alles zusammen sah dann so aus. Mjam!
Anschließend wartete noch das Dessert auf uns. Nachdem mein lieber und fürsorgender Ehemann zwischenzeitlich mit Graham über meine ungesunde Vorliebe für Sticky Toffee Pudding gesprochen hatte, wurde uns der dann noch als Zugabe gewährt. Zuerst jedoch bereiteten wir Roasted Fruits (im Kochbuch als „Basket of Roasted Fruits“ auf Seite 178 zu bestaunen) zu, zu denen sich am Ende eine Kugel hausgemachtes Vanilleeis gesellte.
Auch hier wieder: genial einfach, genial im Geschmack – und mit Sicherheit beim Essen für die nächsten Gäste dabei. Die Idee unserer beiden „Gastgeber“, gute regionale Zutaten mit Whisky zu kombinieren ist einfach eine gute. Als am Ende der Sticky Toffee Pudding nahte (wir hätten niemals mehr als einen halben pro Person geschafft!), waren wir tatsächlich kurz vor dem Punkt, den Graham „Waving the White Flag“ nannte.
Und es war am Ende der definitiv beste Sticky Toffee Pudding, den ich jemals gegessen hatte. Fluffig und doch sticky – ich bin verliebt! Das Ziel für die kommenden Wochenenden wird sein, eine ähnlich leckere Version nachzubasteln. Graham gab äußerst hilfreiche Tipps, ohne das Rezept wirklich zu verraten.
Und nach dem letzten Kaffee und dem letzten Whisky und dem letzten „Good-bye“ lagen wir schließlich gesättigt und glücklich in unseren Betten und träumten den Distillery-and-Food-Traum.
Wie gesagt: Die Zubereitung der Speisen von gestern wird in den nächsten Tagen folgen. Weitere „Zitate“ aus dem – mittlerweile signierten – Kochbuch werden ebenfalls folgen. Wir sind immer noch begeistert – und können nur Jedem, der in der Nähe wohnt, empfehlen, sich sofort auf den Weg nach Gütersloh und / oder Bielefeld zu machen, um dort ein mit Sicherheit geniales Essen zu genießen.
Und die, die nicht in der Nähe wohnen? Tjaaa… Die müssen dann halt – wie wir – einen längeren Weg auf sich nehmen. Denn das war mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch in der „Whisky Kitchen“.
Nachtrag: Doch. War es leider. Das Restaurant gibt es nicht mehr. Schnief.











