Hugo sieht fern

Was könnte man von einem ersten Arbeitstag der Woche schon Positives berichten? Genau! Nix! Und das, obwohl mich Hugo ins Büro begleitete. Er verbesserte zwar zwischenzeitlich meine Laune etwas, aber ein freier Tag wäre mir trotzdem lieber gewesen.

Vielleicht war er als Stimmungskanone heute auch etwas ungeeignet, weil er wegen des Abendspiels der Brasilianer gegen Chile schon ganz hibbelig war. Er hält natürlich zu Brasilien und murmelte etwas von „Rache für Allende an dem dämlichen neoliberalen Chilenenpack…“. Nun sitzt er schon seit einer geraumen Weile vor dem Fernseher und wartet auf das Einlaufen der Mannschaften. Mal gespannt, was er an Flüchen auspackt, wenn er merkt, dass Béla Réthy kommentieren wird.

Morgen wird er nicht mit ins Büro kommen können, weil er um 16 Uhr das Paraguay-Spiel sehen möchte, und ich bis 17 Uhr arbeiten muss. Prinzipiell findet er Paraguay natürlich nicht so wahnsinnig prickelnd, aber gegen Japan sollten sie trotzdem gewinnen. Vielleicht ist das auch nur eine Ausrede, weil er auf keinen Fall mehr stundenlang in unserem Büro sitzen möchte. Einem Büro, indem er sich mit Leuten abgeben muss, die Jogi Löw „süüüüß“ finden und von seinem „Wir sind die kessen Kesslers“-Look mit Hansi schwärmen. Irgendwie verständlich, aber ich habe ihn trotzdem „Verräter!“ genannt. Das gibt zudem ein paar Gummibärchen Abzug.

Und jetzt schwinge ich mich auch mal langsam aufs Sofa, weil ich den Anpfiff nicht verpassen will. Am Ende denkt Hugo noch, er könnte sich das Spiel seelenruhig ohne unqualifizierte weibliche Kommentare reinziehen. Von wegen, mein Freund!