Spurensuche

Ich scheine mir ein neues Haustier eingehandelt zu haben. Mein von den Vögeln verschmähtes Futterhäuschen, das in den letzten Monaten witterungsbedingt ziemlich angegammelt war, habe ich vor ein paar Tagen gegen einen Beerenknödel ausgetauscht.

Ich beabsichtigte zu diesem Zeitpunkt, es über den Hausmüll zu entsorgen. Das brandneue, schicke und noch zu lackierende Standmodell steht ja bereits bereit, sodass der Verlust zu verschmerzen war.

Da an dem betreffenden Tag ein ziemlich übler Schneesturm tobte, stellte ich das Ding erstmal auf die Terrasse. Der Versuch, es ein paar Tage später zu entsorgen, scheiterte daran, dass es durch Tauwetter und anschließenden Frost festgefroren war. Ich verschob die Entsorgung auf irgendwann später.

Am Wochenende fand ich neben dem Gammelding leere Sonnenblumenkernhülsen. Und zwar ziemlich viele. In der Terrassenecke zwischen Würfelwand und Fenster. Ich beschloss, die Sache zu beobachten.

Gestern entdeckte ich im frisch gefallenen Schnee bereits kleine Fußspuren und mehr Hülsen. Um die Intelligenz und Hartnäckigkeit des Tieres zu testen, grub ich das Vogelhausding tief im Schnee ein. Im Laufe der vergangenen Nacht und des heutigen Tages hat das Tier ganze Arbeit geleistet.

Seine Spur verläuft direkt von den Nachbarn nebenan zur Terrasse (s.o.), dann an der Würfelwand entlang direkt zum Futter. An einer Seite hat es das doofe Futterhäuschen mit seinen winzigen Pfoten komplett ausgegraben, bis es wieder an seine Beute kam. Und dann hat es wieder massenhaft leere Sonnenblumenkerne hinterlassen. Ein schlaues Tier! Und sicher auch ausgesprochen possierlich. Seine außerordentliche Possierlichkeit wird sicher nur von seiner Intelligenz übertroffen. MEIN Tier!

„… Darf ich das behalten?
Ich brauche nichts mehr.
Darf ich das behalten?
Ich geb alles her.
Darf ich das behalten?
Ich brauche nichts mehr.
Ich brauche nichts mehr als das.
Ich brauche nichts mehr…“
– Wir sind Helden

Der Bauherr ist fürs erste nur von der Tatsache entzückt, dass es sich offensichtlich um ein „Solitär-Haustier“ handelt, das nicht gleich in Rudeln auf unserer Terrasse eingefallen ist. Er wirkte fast erleichtert.

Ich habe beschlossen, es zu behalten bzw. vorerst weiter zu füttern. Vermutlich handelt es sich um eine Maus. Die Nachbarskatze hat heute auch wieder das Haus umschlichen, wie man deutlich an ihren Spuren sehen kann. Verräterin!

Und die Elster hat parallel eine Elsternparty geschmissen. In der Ecke um ihr Vogelbuffet herum. Da scheint richtig was los gewesen zu sein. Was trinken Elstern so? Ich könnte ihnen für morgen einen Kasten Limo und einen Piccolo Sekt im Schnee deponieren. Mit winzigen Strohhalmen.

Apropos „Spuren“: Wo ist eigentlich unsere Pflasterlieferung?! Zugeschneit vor dem Haus kann sie nicht liegen. Das war ja heute ein komplett niederschlagsfreier Tag. Bei den Nachbarn wurde zwar ein Päckchen abgegeben, das wir noch nicht abholen konnten, weil wir diese nicht antrafen, aber ich vermute mal, dass es sich dabei nicht um Pflastersteine für 70 Quadratmeter Fläche handelt.

Eine Überprüfung des seit Wochen vereinbarten Liefertermins ergab schließlich, dass dieser erst für morgen avisiert ist – und nicht für heute, wie wir eigentlich gedacht hatten. Schön. Dann ist es wenigstens noch etwas hell, wenn ich nach Hause komme, so dass ich die Steinchen wohl noch werde fotografieren können.

4 Kommentare

  1. ja… und bei der dort verlinkten birdchick kann sich der deutsche vogelhausbeobachter noch was abgucken.
    „went birding today“ – man lernt nie aus! vor allem sollte man das wohl nicht zu wörtlich übersetzen… 🙂

    1. ich würde mir ja was abgucken, aber ich hab‘ ja keine vergleichsmöglichkeit. an meinem vogelhaus ist ja irgendwie überhaupt nichts zu sehen… außer der elster… 😀
      nette formulierung übrigens ^^

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