Dobrodošli im Reich der Vokallosen!

Wie muss das in Kroatien für Finnen sein?! Verzweifeln die?! Juckt es sie in den Tasten, da und dort unauffällig ein paar Doppelvokale zu verteilen?! Wir starteten unseren Urlaub auf Krk. Kurzentschlossen. Bis zuletzt hatten wir gewartet, wie sich „die Situation“ entwickelt. Ein vorher favorisierter Asturien-Plan war rapide steigenden Inzidenzen zum Opfer gefallen. So kam es etwa eine Woche vor Abfahrt zu einer Entscheidung. Auf Krk war der Gatte vor zwei Jahren schon mal allein zum Tauchen gewesen. Und es hatte ihm ausgesprochen gut gefallen. Wir waren zum Zeitpunkt der Abreise beide „fully vaccinated + 14 days“ und gleichzeitig so derartig urlaubsreif, wie man es sich nur vorstellen kann.

So packten wir also montags abends unsere Koffer mit Impfpässen, Büchern, Kameras (ja, Plural… ich nahm zwei mit… sicher ist sicher…), Tauchutensilien, Klamotten, dem kompletten Instrumentarium zur Stechmückenabwehr und allerlei total wichtigen anderen Dingen. Mit dem Auto in Urlaub zu fahren hat auch seine Vorteile. Man kann völlig zwanglos packen. Auf der Rückbank landete noch eine Kühltasche mit Getränken und Brötchen. Und mit einem Rest Kladdkaka. Un so ging’s dann ab auf die Autobahn.

Wir fuhren durch vier Länder und 27 Tunnel. Vorausgesetzt, ich habe mich nicht verzählt. Der längste war der Karawankentunnel mit knapp acht Kilometern. Staus gab es nur um Nürnberg und München herum. Etwas anderes hatten wir auch nicht erwartet.

In Österreich gab es eine Bio-Pause. Ich fand die schönsten öffentlichen Toiletten seit denen am Flughafen von Toulouse vor. Das Auto stand inmitten eines herrlichen Bergpanoramas. Wir waren bester Dinge. Und mit dem Auto ist auch der Weg im Prinzip schon das Ziel. Erinnerungen an die Alpenüberquerungen meiner Kindheit in vollgepackten Peugeots kamen auf. Erst die Staus, dann die Berge, die Tunnel (in den Siebzigern auch die Passtraßen) und die Zwiebeltürme an den Kirchen – und schließlich das Meer. Eigentlich hatte sich wenig verändert. Abgesehen davon, dass ich diesmal die Kühltasche selbst gepackt hatte, vorne sitzen durfte und es nicht an die italienische Adriaküste ging.

Ich tippte während der Fahrt die Namen der Tunnel in mein Handy. Früher hatte ich sie mit Kugelschreiber in ein kleines Notizbuch geschrieben. 11:30 Obertauerntunnel, 11:31 Hieflertunnel, 11:34 Brentenbergtunnel, 11:37 Zetzenbergtunnel, 11:38 Helbersbergtunnel, 11:43 Reittunnel, 12:17 Tauerntunnel, 12:26 Unterflurtrasse Zederhaus, 12:30 Lärmschutzgalerie Oberweißburg, 12:34 Katschbergtunnel, 12:48 Unterflurtrasse Trebesing, 12:55 Wolfsbergtunnel, 13:05 Kroislerwandtunnel, 13:09 Oswaldibergtunnel, 13:13 Unterflurtrasse St. Andrä, 13:17 St. Niklas, 13:26 Karawankentunnel, 13:48 Ljubno, 14:06 Šentvid, 15:41 Jušići, 15:49 Škuronje, 15:50 Vodo-Zaštitno, 15:51 Katarina, 15:52 Trsat, 15:55 Draga, 15:56 Sv. Kuzam, 16:01 Burlica. Und dann ging es nach etwa zehn Stunden Fahrt über die Brücke nach Krk.

Zwischenzeitlich warnte mich meine Mutter im Auftrag einer Freundin vor der saugefährlichen Küstenstraße. Keine Leitplanken, steile Abhänge etc. Als wir davon rein gar nichts entdecken konnten, stellte sich heraus, dass diese Warnung aufgrund mehrerer Reisen in den späten 70ern und frühen 80ern zustande gekommen war. Also hier nochmal für alle: In Kroatien fährt man mittlerweile praktisch auf einer Autobahn bis Krk. Mit Doppelleitplanken und Lärmschutzwänden. Und durch Tunnel. Und es dauert auch keine 24 Stunden mehr bis man ankommt.

In Slowenien ließ das Wetter deutlich nach. Es regnete. Das blieb auch so bis Krk. Und dann änderte es sich schlagartig. Strahlend blauer Himmel. Und es wurde ganz schön heiß im Auto, als ich vor der Tauchbasis darauf wartete, dass der Gatte dort seine wichtigen Vereinbarungen traf.

Schließlich ging es zur Wohnung, die sich als ganz großartig herausstellte. Ein riesiger Balkon für meine geplanten morgendlichen Leseexzesse, insgesamt reichlich Platz und dazu eine Küche mit Induktionsfeld. Damit ließ sich das Kaffeewasser innerhalb kürzester Zeit auf Betriebstemperatur bringen. Und – jetzt kommt das Beste: Dank der Anreise mit dem Auto hatte ich einen meiner pastelligen Melitta-Porzellanfilter im Gepäck. Purer Luxus!

In Kombination mit einem beim ersten Einkauf erworbenen Kunststoffbecher eine geradezu kongeniale Kombination. Dafür klopfte ich mir fortan selbst jeden Morgen anerkennend auf die Schulter.

Abends liefen wir noch durch die Altstadt von Krk. Kurze Besichtigungsrunde bis uns der Hunger in die Konoba NONO trieb.

Wir saßen an diesem ersten Abend draußen, tranken Wein und Bier und aßen das erste Meeresgetier des Urlaubs. Und das inmitten fröhlicher, größtenteils einheimischer Menschen, die ebenfalls tranken, aßen und lachten. Wir schön das war, kann man kaum beschreiben. Dieses Stimmengewirr und das Lachen allein! Vor allem das Stimmengewirr in einer Sprache, die man nicht verstand. Das ist so viel entspannender, als jedes Wort mitzubekommen. Permanentes Augenrollen tut einem nämlich auf Dauer nicht wirklich gut.

Und auch das Essen selbst war toll. Wir starteten mit Sardellen und Oktopussalat und fuhren mit Šurlice und Thunfisch fort. Dazu Blitva (Mangold-Kartoffeln). Wir fühlten uns nach der langen Fahrt wie neugeboren. Gut… Vielleicht lag das auch ein wenig am Hauswein…

Und so entspannt wie am Vorabend waren wir auch am darauffolgenden Morgen noch. Der Gatte begab sich zum ersten Tauchgang. Ich las derweil das erste Buch komplett bis zum Ende. Auf dem Balkon im Halbschatten unter strahlend blauem Himmel. Und keiner wollte irgendwas von mir. Absolut niemand. Herrlich.

Nach der Rückkehr des Gatten stand der Olive Trail auf dem Programm. Es war heiß, aber ein leichtes Lüftchen und reichlich Schatten unterwegs sorgten dafür, dass es erträglich war. So liefen wir einen sehr gut ausgebauten und markierten Weg bis in einen kleinen Ort namens Lakmartin. Unterwegs säumten Unmengen von Magriž / Currykraut (Helivhrysum italicum) und Salbei unseren Weg. Es roch fantastisch. Dazu links und rechts Trockenmauern und Olivenbäume. Und ab und an ein Blick aufs Meer. Besser kann’s eigentlich nicht werden.

In Lakmartin kehrten wir im „Magriž“ ein, einem Familienbetrieb, der hauptsächlich Käse und Olivenöl herstellt und dort selbst vertreibt. Dazu gibt es eine 1a-Agroturizam-Bewirtung. Wir stopften des Gatten Rucksack voll mit Öl, Käse und eingelegten Oliven und ließen uns noch kurz im Schatten auf ein Bier und einen Wein nieder.

Und wir schauten uns die Speisekarte an. Und reservierten anschließend für den folgenden Abend einen Tisch. Das las sich einfach zu verlockend!

An diesem Abend schleppten wir nur unsere neuerworbenen Schätze in die Wohnung und saßen später auf dem Balkon bei Brot, Wein, Oliven, Olivenöl und Käse. Urlaub! Durchatmen! Herrlich!

Vorher kauften wir noch das Nötigste beim örtlichen „Plodine“-Supermarkt ein. Den „Lidl“ daneben ignorierten wir geflissentlich. Nicht ignorieren konnten wir dagegen das komplett vokallose Straßenschild an der Ausfahrt. Faszinierend!

So! Und jetzt folgt noch der Serviceteil des Blogposts. Ich nehme es ungern vorweg, aber wir sind nach einer äußerst kräfteraubenden Heimreise heute morgen um sieben Uhr wieder im verregneten und grauen Deutschland angekommen. Und ich habe nach dem Auspacken der Koffer und dem Sichten der letzten Fotos Šurlice nachgebastelt.

Für eine würdige Sauce war ich allerdings zu tot. Für eine einfache Tomatensauce aus den ersten beiden Gartentomaten und einer von Krk mitgebrachten langte es gerade noch. Deshalb sind die Šurlice unkonventionellerweise völlig unbelammt und unbescampit. Zu den passenden, traditionellen Saucen kommen wir dann bei nächster Gelegenheit noch. Das Rezept ergibt übrigens vier Vorspeisen-Portionen.

Šurlice

Die klassische Pasta der Insel Krk
Kalorien:
Autor: MrsFlax

Zutaten

  • 500 g Mehl Type 550
  • 1 großes Ei
  • etwas Olivenöl
  • 0,5 TL Salz
  • 70 ml kaltes Wasser

Anleitung

  • Alle Zutaten verkneten bis sie einen gut formbaren, nicht zu festen Teig ergeben. Ich hab's den Knethaken der Küchenmaschine erledigen lassen. Funktionierte ausgezeichnet.
  • Teigkugel etwa 15 Minuten ruhen lassen.
  • Teig achteln und jeweils zu Rollen formen. In kleine Stückchen portionieren und jeweils einen Holzspieß in das Teigstückchen drücken und zwischen den Handflächen ausrollen. Es ergibt sich eine maccheroniartige Nudel., die an den Enden etwas spitz zuläuft. Ich denke, auf den Fotos kann man es erkennen.

2 Kommentare

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.