Man wird ja noch träumen dürfen…

Was da aussieht wie eine Fata Morgana war gar keine. Der „Früh Kölsch“-Laster war tatsächlich gestern auf dem Heimweg über die Platte direkt vor mir. Wenn schon im Schnee liegen bleiben, dann bitte zusammen mit dem.

Bis zu diesem Augenblick war die vergangene Woche allerdings eher ein Tal der Tränen, des Dreckswetters und kohlenhydratfreier Abendessen gewesen. Nix Gutes also. Auto morgens freischaufeln, Kartoffeln fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, unbelichtete Abendessensfotos machen. Mittwoch war der einzige Tag, an dem ich pünktlich das Büro verlassen konnte – und da stand ich dann neunzig Minuten lang im Stau vor der Schiersteiner Brücke. Na danke!

Und das Schlimmste: In Mainz glaubt einem – bis auf vergangenen Dienstag vielleicht – niemand, dass es sowas wie Schneeverwehungen, Glatteis oder Mikroklima an der Platte überhaupt gibt. Diese minütlichen Rechtfertigungen… Sie schwächen einfach die Moral.

Beim Blick aus meinem Küchenfenster sieht man, dass nicht mal meine gefiederten Freunde in der Lage sein dürften, ihre liebevoll befüllten Futterstellen zu orten. Selbst der monströse Erdnussschniedel im Garten wirkt zugeschneit deutlich weniger obszön.

Ich denke übrigens immer noch darüber nach, ob ich ernsthaft ein Foto davon posten kann ohne in die Hölle zu kommen. Dabei war das echt keine Absicht. Glaubt mir aber wahrscheinlich niemand. Möglicherweise wird mir in der kommenden Nacht Freuds Geist erscheinen. Obwohl – gibt Schlimmeres… Hier isser also. Von weitem. Praktisch ein klarer Einsatzbefehl für den „Createur d’enthusiasme“.

Themenwechsel bzw. „Gibt Schlimmeres“. Und irgendwie auch zurück zum Kölsch-Laster: Während donnerstags noch folgendes in der Kölnischen Rundschau stand: „An Silvester wollten 2000 Nordafrikaner nach Köln“, musste man sich gestern ‚leicht‘ korrigieren: „An Silvester offenbar kaum Nordafrikaner am Kölner Hauptbahnhof“. Lustig. 17 Marokkaner und 13 Algerier. Die waren vermutlich etwas überfordert mit dem Begrabschen sämtlicher Kölner Frauen. Und dem Demütigen deren sicher echt kölscher Männer. Da tun sie einem fast leid, die jungen Männer aus den Maghreb-Staaten.

Was von ihnen erwartet wird, ist praktisch unerfüllbar. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese 30 jungen Männer im Prinzip die komplette Fummelei an Weiberfassenacht übertreffen müssen. Eine schier unlösbare Aufgabe. Selbst unter Zuhilfenahme des Inhalts eines kompletten Kölsch-Lasters. Ihr habt mein Mitgefühl, Jungs!

Achtung! Geniales Bilderrätsel! Wer weiß es, wer weiß es, Bueller, Ferris Bueller…

Ja klar. Die Skrei-Zeit bricht an. Winterkabeljau geht aber auch mit Kabeljau und Schnee. Und einem blau-weißen Teller. Ich gönnte ihm gestern das letzte Glas Ofentomaten aus dem vergangenen Sommer. Die Trauer war groß, dass die Vorräte bereits im Januar erschöpft sind.

Ich erwähne es jetzt nur einmal und dann nicht mehr: Alle auf den Fotos der kommenden Wochen sichtbaren Kohlenhydrate wurden NICHT VON MIR verspeist. Zu sehen ist jeweils der Gatten-Teller. Meine Mutter würde sagen: „Du kanns‘ et dir ja erlauben, Gatte der Tochter!“

Ist ja im Prinzip kein Problem. Ich koche – und werfe am Ende ein paar Kartoffeln, etwas Reis oder Nudeln auf des Gatten Teller. Ich bin cool. Ich brauche das nicht. *autosuggestionsende*

Wie gesagt: komplett unterbelichtete Tellerfotos. Und ein Fussel links unten auf dem Spiegel der Kamera, den man auf diesem Foto besonders gut sieht. Blödes Licht ist definitiv ein Grund mehr, den Winter zu hassen. Allerdings nicht der einzige.

Der gestrige Weg zur Arbeit wird mir lange in Erinnerung bleiben. Allein dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn man auf die Bremse tritt – und nichts als das Klackern des ABS ertönt. Das Auto bewegt sich im gleichen Tempo wie vorher voran, der Bremsfuß vibriert. Schweißausbruch.

Links und rechts Teile umgefallener und zerschnittener Bäume am Wegesrand. Und Autos im Graben und in Schneewehen. Und dann dieses leise aufsteigende Gefühl von Panik, während das Auto sich gaaaanz laaaaangsaaam und sacht den Rücklichtern des Autos vornedran nähert. Winterwonderlandalbtraum.

Ich hab’s dann geschafft. Aber ich war fix und fertig und komplett in Schweiß gebadet, als ich in Wiesbaden am Ortseingangsschild vorbeiglitt – und der Winter abrupt beendet war. Rechtskurve. Fester Asphalt unter den Rädern. Faszinierend!

Kein Eis in Wiesbaden, keins auf der Schiersteiner, absolut keins in Mainz.

Wer übrigens seine Menschenkenntnis einem brauchbaren Test unterziehen will, dem sei diese Liste empfohlen:  Artists for Bernie Sanders. Bei mehr als zehn Treffern darf man sich gut fühlen. Also als auf der „lichten Seite der Macht“.

Und jetzt begebe ich mich mal wieder in die Küche. Ein Rehrücken wartet auf mich. Und Rosenkohl. Und vielleicht schaffe ich auch noch ein Foto von etwas Essbarem im Hellen. Weiteres zu weiteren „guten Vorsätzen“ dann morgen.

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2 Kommentare

  1. Gut, beim Erdnusspimmel-Suchspiel bin ich wohl fündig geworden, nachdem ich zuerst auf dem falschen Bild gesucht hatte (ist der durch die Kälte geschrumpft? ^^). 😀

    Aber das Menschenkenntnis-Suchspiel habe ich immer noch nicht kapiert. Was gilt da als Treffer? Bei Juliette Lewis hätte ich jedenfalls daneben gelegen (Scientologen für Sanders? :tja: ). Wahrscheinlich fehlt mir dafür eh das Panni-Gen. Ich hab‘ ja auch dem Zabel seine Krokodilstränen abgekauft. X(

    Keine Kohlenhydrate? Frau Flax, Ihre Disziplin möchte ich nur mal für eine Woche haben. :bet:

    1. zum erdnussdingdong: möglich… vielleicht ist es aber auch das schlechte gewissen, dass ihn vor meinem inneren auge so monströs erscheinen lässt 😀
      zu bernie: ich war sehr verblüfft / erfreut / positiv überrascht, wen ich in der liste alles gefunden habe. juliette lewis habe ich dabei einfach mal links liegenlassen…
      zu den bösen kh: geht. gut… nudeln fehlen mir schon ein wenig… aber wenn man nicht drüber nachdenkt, geht es. andererseits: wann denkt man schon nicht über nudeln nach?

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