Strand. Strand. Und Strand.

Am nächsten Morgen ging’s zur Fähre. Das Auto sprang an. Und nach einer kurzen Orientierungsrunde fanden wir auch die Einfahrt zum Fähranleger, an der bereits unser Autoverleiher wartete. Übergabe ohne großes Tam-tam. Ab aufs Schiff. Alles super gelaufen. Und es gab Kaffee auf der Fähre.

Wir legten ab und konnten im Morgengrauen noch einige Blicke zurück auf den Hafen und auf Madeira werfen. Im Vorbeifahren konnten wir sogar die „Oase“ ausmachen. Und wir beobachteten von weitem einige Delphine. Wir hatten nämlich zwei der begehrten Plätze im Außenbereich der Cafeteria erwischt. Und da blieben wir auch für den Rest der etwa zweistündigen Überfahrt sitzen.

Im Hafen von Porto Santo brauchten wir dann einen Moment zur Orientierung. Es gab eine Schlange. Wir verstanden, dass alle Mitreisenden auf Taxen warteten, die immer wieder Leute und Gepäck abholten und leer zurück kehrten. Als wir das Prinzip erkannt hatten, standen wir ganz hinten in der Schlange. Als wir dann irgendwann ganz vorne standen, kam kein Taxi mehr. Wir riefen nach kurzer Wartezeit die Nummer an, die auf dem „Taxi“-Schild stand. Und wir wurden abgeholt. Unser Taxifahrer gab uns seine Karte, falls wir ihn während des Urlaubs brauchen würden. Ein ausgesprochen freundlicher und kommunikativer Mensch. Seine Karte steckt immer noch in meiner Handyhülle. Und am letzten Tag wählten wir dann auch seine Nummer für den Weg zum Flughafen.

Der Rest des Ankunftstags verging mit Hotelzimmerbezug und Strandbegehung. Das reichte dann auch erstmal. Wir waren halbwegs orientiert und landeten für einen Wein und ein Bier in einer Strandbar.

Zum Abendessen hatten wir uns bereits im Vorfeld für ein Restaurant entschieden. Allerdings hatte das gerade Ruhetag. So schwenkten wir um auf ein weiteres hochgelobtes Restaurant nicht weit entfernt.

Wir bekamen tatsächlich ohne vorherige Reservierung einen Tisch. Während wir dort saßen, erlebten wir allerdings, wie andere potentielle Gäste abgewiesen wurden, und wieder andere – ebenfalls ohne Reservierung – einen Tisch bekamen. Die ziemlich rabiate Chefin entschied spontan und nach einem Muster, das sich uns nicht erschloss. Aber sei’s drum. Wir waren gespannt aufs Essen.

Das Essen war gut, aber nicht so gut, dass wir nach dem Bolo de Caco und dem Hauptgang noch an Desserts interessiert waren. Der Gatte hatte sich auf Lapas gefreut. Sie standen auf der Karte, waren aber nicht zu bekommen. Es herrschte Hektik und wir fühlten uns nicht wirklich wohl. Wobei ich nochmal betonen muss, dass der Fisch (Espada aka Degenfisch) ausgezeichnet war.

Den nächsten Tag verbrachte der Gatte erstmal mit einem Tauchgang. Ich rutschte mit meinem Stuhl auf dem Balkon mit Meerblick herum, um das Wlan der benachbarten Ferienanlage zu erwischen. Ging die meiste Zeit problemlos. In unserem Hotel funktionierte es dagegen nur im Frühstücksraum und in der Lobby hervorragend. Bis zu den Zimmern reichte es ab und an ansatzweise.

Um das mal kurz zu erwähnen: Porto Santo gehört zum Archipel Madeira und ist die einzige bewohnte Insel neben Madeira selbst. Und es hat einen echten Strand. Eine wirklich tollen Sandstrand mit sehr feinem, fast weißem Sand. Und davon ziehen sich etwa neun Kilometer die gesamte Südküste von Porto Santo entlang. Sehr stolz ist die Insel außer der Tatsache, dass sie DAS Urlaubsziel der Madeirer ist, darauf, dass sie einige Jahre Christoph Kolumbus als ihren prominentesten Bewohner beherbergt hat. Er war nämlich mit Filipa de Perestrelo e Moniz verheiratet, der Tochter des Statthalters von Porto Santo.

Abends hatte dann „unser“ Restaurant wieder geöffnet. Und das Casa da Avo wurde tatsächlich innerhalb von Sekundenbruchteilen unser Restaurant. Da stimmte wirklich einfach alles. Wir saßen drinnen, weil draußen kein Platz mehr frei war. Bereits beim Bolo de Caco und beim Wein war uns klar: Das hier ist etwas Besonderes. Es gab Lapas, die am Vorabend nicht zu haben waren. Die Grünschalenmuscheln kamen mit einer Sauce, die ich immer noch versuche nachzukochen, und die wir mit dem riesigen Bolo de Caco komplett aufsaugten.

Der Wein war ein Traum. Als Hauptgang hatte der Gatte Tintenfischragout (Polvo à Moda da Avo). Ich habe es probiert. Selbst ich fand, dass das absolut fantastisch schmeckte. Mein Fisch (erneut ein Peixe Espada) desgleichen. Und wir schafften jeweils noch ein Dessert. Und als wir gingen, reservierten wir gleich für den Folgeabend wieder – diesmal draußen.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Bustour über die Insel geplant. Der Gatte tauchte ab. Ich startete etwas später zu Fuß durch zur Hauptstadt. Wir wollten uns dort treffen und dann eine Inselrundfahrt unternehmen. Vorher liefen wir noch durch Vila Baleira und aßen ein Eis bei Lambeca, das in allen Reiseführern als absolutes Muss empfohlen wurde. Wir fanden es „Nun ja…“. Nicht unlecker, aber halt auch kein Grund, nochmal vorbeizuschauen.

Anschließend liefen wir noch ein wenig durch die Hauptstadt (nennen wir es mal so…) bevor wir uns zur Bushaltestelle aufmachten. Wir sahen das Kolumbus-Museum von außen und die ekelhaftesten öffentlichen Toiletten der bekannten Welt von innen.

Nachdem wir zwei Tickets für die Rundfahrt über die Insel mit dem Cabrio-Bus erstanden hatten, warteten wir auf seine Ankunft. Nach und nach trafen weitere Fahrgäste ein, und schließlich kam der Bus. Außerordentlich pünktlich übrigens wieder einmal.

Wir bestiegen ihn und wussten gleich, dass wir einen Fehler gemacht hatten. Direkt hinter uns saß eine recht lautstarke portugiesische Familie. Sie redeten nicht, sondern schrieen sich ununterbrochen an. Zwischendurch brüllte ihr Kind. Der Bus hielt dann an einer Ferienhaussiedlung nochmals an. Erst da verstanden wir, wie groß der Fehler wirklich war. Direkt vor uns saßen jetzt Festlandportugiesen, von denen sich einer besonders aufschneiderisch als Reiseleiter aufspielte. Von „Relax and Enjoy“ war zunächst wenig zu spüren.

Während der Fahrt wurde es – auch dank der vielen Zwischenstopps – etwas angenehmer. Oder vielleicht fanden wir uns auch nur mit der Situation ab. Wir schauten uns alle sehenswerten Punkte der Insel an. Inklusive des Flughafens, von dem aus wir in wenigen Tagen unsere Rückreise antreten würden. Es gibt nämlich tatsächlich Direktflüge nach Frankfurt.

Nach unserer Rückkehr erwarben wir im „Continente“ in Vila Baleira äußerst flugtaugliche Plastikflaschen mit jeweils einem Liter Aguardente. Schließlich wollten wir ja auch zu Hause nicht auf den Poncha verzichten müssen. Und Eukalyptusbonbons aus der Fabrik auf Madeira. Zu irgendwas mussten ja die riesigen Eukalyptuswälder gut sein. Eine weitere Stunde verbrachten wir in einer Strandbar bei einem Glas Coral und einem Glas Wein und naschten eingelegte Lupinensamen.

Für abends hatten wir wieder einen Tisch im Casa da Avo reserviert. Diesmal draußen. Herrlich! Erneut war das Essen absolut köstlich und der Service mehr als nett.

Vorab gab es die unvermeidlichen Lapas für den Gatten. Ich nahm den Quejo Camembert – aus dem Ofen mit rotem Pfeffer, Rosmarin und Honig. Als Hauptgang teilten wir uns einen Meeresfrüchteeintopf mit weißen Bohnen (Feijoada de Mariscos), der sensationell war. Selbst der Bohnenverächter am Tisch war begeistert und stimmte einem Nachkochversuch zu Hause zu.

Für den bervorstehenden letzten Abend reservierten wir gleich wieder einen Tisch. Wieso woanders gehen, wenn es ohnehin nicht so gut sein kann?! Eben.

Am letzten Tag brach der Gatte zu seinem letzten Tauchgang des Urlaubs auf. Den Nachmittag verbrachten wir ganz entspannt am Meer.

Und am letzten Abend ging es dann nochmals ins Casa da Avo. Wir saßen wieder draußen auf der Terrasse. Unsere netten portugiesischen Tischnachbarn vom Vorabend wurden ebenfalls zu Wiederholungstätern. Und wir genossen den Abend noch mal in vollen Zügen.

Der Gatte hatte sich als Vorspeise für die Morcela assada com Abacaxi entschieden. Die Blutwurst war riesig und soll dem Vernehmen nach ausgezeichnet geschmeckt haben. Ich hatte nochmals die Muscheln vom ersten Abend mit der traumhaften Sauce.

Als Hauptgänge hatte ich ein Pluma vom schwarzen Schweinchen (Plumas de Porco preto grelhado) vom Grill. Der Gatte wollte zum Abschluss noch einen der traditionellen Rindfleischspieße (Espetada Regional) probieren. Beides war ausgezeichnet zubereitet. Das Fleisch war erstklassig. Und auch die handgeschnitzten Pommes mit frischem Thymian passten perfekt.

Wir schleppten uns mit letzter Kraft zurück zum Hotel, nachdem wir versprochen hatten, auf alle Fälle wieder zu kommen. Beim nächsten Mal. Wer vor uns Porto Santo besucht: Keinesfalls das Casa da Avo entgehen lassen!

Am nächsten Morgen packten wir die Koffer, die wir im Hotel lassen konnten, und machten uns ein letztes Mal auf zum Strand. „Unseren“ Taxifahrer Duarte hatten wir bereits angerufen. Alles perfekt geregelt.

Auf dem Weg zum Strand ging es nochmal an der kleinen Kirche und am besten Urlaubsrestaurant aller Zeiten bei Tageslicht vorbei. Und ich machte noch ein Foto von der über 800.000,00 Euro teuren Mülltrennungsanlage neben dem Kreisverkehr mit dem hübschen Drachenbaum.

Wir liefen den Strand entlang und warfen noch letzte wehmütige Blicke aufs Meer. Und als Vorbereiung auf den Flug gab es noch einen Bica und ein Coral in der Strandbar. Eigentlich hatte der Gatte ein Bier und ich einen Wein bestellt, aber es kamen dann zwei Biere. Egal!

Wir liefen noch einmal zurück zum Hotel, sammelten unser Gepäck ein und warteten auf unser Taxi, das absolut auf die Sekunde pünktlich war. Und da war er auch irgendwie schon zu Ende, der Urlaub.

Gut… Er wurde durch eine Verspätung unseres Flugs noch etwas herausgezögert. Wir nutzten die Zeit für noch einen Bica auf der Terrasse des Flughafens. Sehr lustiges Relief der Insel im Flughafengebäude übrigens. Der schwarze Strich ist die Start- und Landebahn. Man kann sich also in etwa ein Bild von der „Größe“ der Insel machen.

Der etwa vierstündige Flug verging recht flott. Ungefähr zehn Minuten davon versuchte ich die Grafik oben zu deuten.

Wir landeten kurz nach Sonnenuntergang in Frankfurt und überflogen vorher Mainz. Ich konnte sogar bereits meinen Arbeitsplatz sehen. Und dann ging alles erstaunlich reibungslos: Die Koffer kamen sehr zügig. Wir erwischten auf den letzten Drücker und nach einem beherzten Sprint den Bus. Genauso knapp war es in Höchst mit dem Erreichen des Zugs, aber wir schafften es ebenfalls. Wobei wir uns da noch eine Wettrennen mit einem älteren Ehepaar aus dem Westerwald lieferten, um im Bahnhof zuerst am Aufzug zu sein.

Und dann waren wir schließlich wieder zu Hause. Die Inaugenscheinnahme der Steppe formerly known as Garten wurde uns vorerst erspart. Es war schlichtweg zu dunkel.

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