„Man ist so alt, wie man sich fühlt…“

Gottlob bin ich ja freitags immer recht früh zu Hause. Hauptsächlich ist das positiv, weil man dem Bürohorror früher entkommt; nebenbei war das heute aber zusätzlich perfekt, weil ich Besuch von einem sehr netten Menschen bekam, der sich nun endlich um die Erstellung unserer Carportfundamente kümmern möchte. Sagte er jedenfalls…

Wir besichtigten den potentiellen Standort und besichtigten die Streifen- und Punktfundamente. Die schlechte Nachricht war, dass wir punktuell, aber relativ großzügig das Pflaster wieder entfernen müssen. Nun denn… Watt mutt, datt mutt.

Am Ende versprach er jedoch hoch und heilig, die Sache umgehend in Angriff zu nehmen, sodass wir unsere Räder und Gartengeräte noch vor dem Winter unterstellen können. Der Carport selbst ist anscheinend tatsächlich fertig und wartet nur auf seinen Aufbau. Das Highlight des Gesprächs war dann allerdings der Moment, als wir uns über das Baugebiet im allgemeinen unterhielten. Er: „Ist ja auch nett für Kinder. Sie haben Kinder?“ Ich: „Ja. Sozusagen. Ein Kind. Das ist aber bereits volljährig.“ Er: „Häh?! Wie geht das denn?!“ Ich: „Öh… Naja…“ Er: „Wie alt sind Sie denn?! Ich hätte Sie auf allerhöchstens Mitte Dreißig geschätzt!“ Strrrike! Der Winterpokal wirkt schon! Oder der Mann ist blind. Egal! Wir stellten dann fest, dass wir beide Angehörige des hervorragenden Jahrgangs 1967 sind.

Das war dann im Nachhinein ein ähnlich berauschender Moment wie der, den ich dereinst als ungefähr Vierjährige im Planschbecken im elterlichen Hof erleben durfte. Der Heizoellieferant teilte damals meiner Mutter, die mich aus meinem Wasserloch vertreiben wollte, um Platz für den Tankwagen zu machen, mit: „Nein, nein… Die junge Dame kann ruhig sitzen bleiben!“ Davon zehrte ich jahrelang. ‚Junge Dame!‘ Ich! Wahnsinn!

Um aber endlich auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren: Die Carportsache soll spätestens in der übernächsten Woche umgesetzt werden (inklusive Aufbau), sodass ich mich dann an meinen letzten fünf Urlaubstagen, die ich heute auf die Woche vom 13. bis 17.12. gelegt habe, nicht nur ans Plätzchenbacken, sondern auch an den Regalaufbau in unserem allerallerletzten Bauabschnitt machen kann. Das würde ich schon alles irgendwie parallel schaffen. Fühlte mich ja zu diesem Zeitpunkt des Tages wie maximal Mitte Zwanzig…

Derart euphorisiert machte ich mich umgehend an den Aufbau des Ergometers, dessen Karton seit Montag wie ein Mahnmal der Faulheit mein Zimmer blockierte. Die Sache lief gut. Die Sache lief sogar sehr gut. Das Ding stand und funktionierte! Blöderweise fiel mein Blick ausgerechnet im Augenblick des totalen Triumphes auf ein Stück Verkleidung, das ich zwischendurch vergessen hatte, über die Lenkersäule zu schieben. Jetzt waren Lenker und Computer verdrahtet und mühsam montiert. Na, prima! Die Alternative – sechs freiliegende Schraubenköpfe, an denen man sich im schlechtesten Fall Zehen abreißen könnte – war keine. Also runter mit dem Kram und auf ein Neues.

Ich demontierte den gesamten oberen Teil, verfluchte dabei ausführlichst meine eigene Dummheit, versuchte, die dämliche Verblendung aufzustecken. Am Ende stellte ich nur fest, dass ich noch dümmer war, als ich vorher vermutet hatte. Ich starrte schließlich entsetzt und angewidert auf einen Aufkleber (Waaaah!) und erkannte:

Er hatte einen Sinn und wollte mir nicht nur sagen, dass ich statt zu radeln auch ein Buch lesen könne. Ich hatte nämlich völlig umsonst die gesamte Elektronik samt Lenker wieder abgebastelt. Das Ding konnte man nämlich nur von unten auf das entsprechende Rohr stecken. Also musste ich den gesamten unteren Teil ebenfalls abschrauben, um nicht auch noch den letzten Rest an Selbstachtung einzubüßen. Am Ende wurde ich dann doch noch fertig. Die ganze Aktion brachte mir schließlich ca. eine Stunde Lebenszeitverlust wegen eigener Blödheit ein – und das Gefühl, eine vorzeitig gealterte, etwas dämliche Mittsiebzigerin mit einem sehr, sehr dünnen Nervenkostüm zu sein. So schnell kann’s gehen! Grmpf…

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