Gute Vögel, schlechte Vögel

Ja, das Böse scheint im Tierreich nicht zu knapp vertreten zu sein. Nicht nur im Tierreich natürlich, aber dort offensichtlich auch in ordentlichem Umfang.

Heute habe ich schon wieder in sein eiskaltes Auge geblickt.

Nachdem ich ja letzthin schon dachte, das ultimative Böse in einem Schwein entdeckt zu haben, wurde mir heute klar: Es gibt noch bösere Tiere! Eichelhäher zum Beispiel. Jetzt warte ich seit über einer Woche im Büro mit der Kamera unter dem Tisch darauf, dass das Vieh wieder auftaucht, und heute war es soweit.

Meine Begeisterung hielt sich nach der ersten „Juhuuuu! Da isser!“-Euphorie allerdings in überschauberen Grenzen. Was für ein ausgesprochen gemeiner, charakterlich abstoßender Vogel!

Er kam zu zweit. Mit seiner Frau. Die wurde aber unmittelbar nach dem Landevorgang im Baum vor unserem Fenster gemeinsam mit allen anwesenden Meisen, Spatzen und sogar einer Elster durch lautes, nerviges Gekreische in die Flucht geschlagen.

Voll der fiese „Weg da! Jetzt komm ich!!!“-Vogel. Unmittelbar nach der Landung fiel er über die bei den Meisen so außerordentlich beliebten Erdnussbeutel her – ständig darauf bedacht, dass es bloß niemand wagt, seine Herrschaft über die Futterstelle in Zweifel zu ziehen. Der ist so ein Typ, der lieber das Futter in die Tonne kloppt, als es einem anderen Vogel zu überlassen. Ätzend!

Als ich schon in Erwägung zog, ihn eigenhändig zu vertreiben, machte er freiwillig den Abgang. Gut so! Habe ich bereits erwähnt, dass ich ihn Scheiße finde? Riesig, prächtig – und ein echter Idiot. Ein derartiges Benehmen kennt man ansonsten ja nur von Unternehmensberatern, Fondsmanagern und hochrangigen Politikern. Der Sarkozy unter den Vögel sozusagen…

Ein echter Kackvogel eben! Hau bloß ab, Eichelhäher!

An der heimischen Futterstelle ist derweil ein nicht zu verleugnender Schlendrian eingekehrt. Nachdem die Gartenmänner bei Beginn ihrer Arbeiten meinen Futtergalgen ausgegraben und zwischen allerlei anderes störendes Zubehör auf die Terrasse gelegt hatten, hatte ich ihn fast ein wenig vergessen. Der Meisenring war irgendwie eh verschwunden, und das Elsternbuffet lag mit dem verbliebenen Meisenknödel auf einer OSB-Platte.

Eben entdeckte ich, dass der Kram jetzt deutlich beliebter ist als vorher. Der seit Wochen unberührte Meisenring – bei seinem Anblick ging einem jedes Mal „Like a virgin“ durch den Kopf – war offensichtlich zwischen die immer noch originalverpackte Wäschespinne und den OSB-Stapel gerutscht – und annähernd leer gefressen!

Und am Meisenknödel ist das Netz zerfetzt und es wurden Brocken herausgebrochen. Die Elster? Mit Sicherheit! Ich sage es jetzt hier: Die Elster ist süß. Absolut süß! Ich liebe sie. Wenn sie jetzt noch dem Eichelhäher eins verpassen würde, wäre sie mein Lieblingstier. Nimm reichlich, Elster!

Norbert kämpft derweil ein eigentlich für Vögel bestimmtes Netz mit Sonnenblumenkernen und Erdnussstückchen nieder. In den letzten Tagen hat er mehrfach versucht, Brocken, die größer als er selbst sind, in seinen Fluchtweg zu zerren, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Hat er sie halt gleich auf der Terrasse weggeatmet. Braver Norbert, schön happi-happi machen!

Hoffentlich sind Norbert und die Elstern erstmal satt, denn in den nächsten Tagen geht es an den Außenanlagen weiter. Für Donnerstag wurde heute nun endgültig die Abdichtung des Sockels avisiert. Und 24 Stunden später werden die Gartenmänner anrücken und weiter pflastern. Zumindest ist das der Stand von heute…

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