Schuld und Sühne

Das fasst den Tag ganz gut zusammen. Ein Läufchen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Nicht ganz, das Knie zwickte wieder, aber ich zog trotz Zeitdruck 30 Minuten durch – und ich muss sagen: Es läuft wieder ganz passabel.

Anschließend waren wir zum Essen eingeladen. Das Buffett im Seehotel in Maria Laach war lecker, aber leider zu reichlich. Das schlechte Gewissen setzte unbarmherzig ein. Irgendwo in meinem Hinterkopf jammerte fortwährend ein zartes Stimmchen, dass es besser wäre, wenn ich das nicht täte, was ich gerade tat. Das Stimmchen verstärkte sich beim Dessert etwas, aber im Ernst: Crème brulée… Crème caramel… Panna cotta… Was bringen da sinnlose Diskussionen mit dünnen Stimmchen?!

Eben. Nix. Die anschließende Runde durch Gärtnerei, Buchhandlung und Villa Reuther ließen das Stimmchen etwas verstummen. Ich bewegte mich ja immerhin. In der Gärtnerei stieß ich auf einen rotfleischigen Weinbergpfirsich. Meiner!!! Ein Platz im Garten war in Gedanken flott gefunden. Das Ding musste mit. Und es landete am Ende auch im Auto. Neben ein paar Montbretien in gelb, die sich zu den aus Irland importierten, orangen Exemplaren gesellen werden.

Nachdem ich das blöde Fiepsen durch ein paar Schritte an er frischen Luft nahezu neutralisiert hatte, legte es kurz darauf beim Kaffeetrinken wieder auf die gewohnt nervige Art und Weise los. Aaaabeeeeer… Weinbergpfirsichkuchen… Apfelschnitten… Blödes Nebengeräusch! Rein damit! Und dann alles mit drei bis vier reuefreien Tassen schwarzen Kaffees rungespült. Geht doch.

Als wir zu Hause eintrafen, beschloss ich, dass mir nach dem Ausladen nur noch ein Spaziergang helfen könne. Ich wanderte in die untergehende Sonne – und stellte dabei fest, dass Max mich seit Stunden zu erreichen versucht hatte. Nun war er mit dem Rad Richtung Heimat unterwegs. Ich beschloss, ihn in Idstein einzusammeln, da es gerade wirklich bedenklich dunkel wurde. Das Rädchen musste zerlegt werden, damit es in den Kofferraum passte. Aber es passte.

Irgendwann waren dann alle wieder zu Hause. Und zwei der drei Bewohner waren eigentlich beschäftigt, als Max‘ Frage kam: „Was gibt es eigentlich heute zu essen?“ Belegte Brote, Max… Mehr nicht. Schnauze, Stimme!