Wanderer, kommst du nach Wellmich…

Wie geplant, machten wir uns also heute morgen auf nach St. Goarshausen, um ein weiteres Stück Rheinsteig unter die Profilsohlen zu nehmen. In meinem Fall unter die brandneuen Profilsohlen. Fehler! Ich hätte die Schuhe in den letzten Tagen beim Einkaufen, bei Spaziergängen o.ä. testen sollen. Dass sie eine Druckstelle am rechten Knöchel verursachten, hätte ich dann nämlich etwas früher bemerkt.

Im Anstieg hinter St. Goarshausen war es dann im Prinzip zu spät, um noch etwas dagegen zu unternehmen. Ich klebte alles, was sich an Pflastern im Fotorucksack befand, auf die betreffende Stelle und hoffte inständig, dass mir die blöden Schuhe nicht den ganzen Tag versauen würden. Taten sie dann auch nicht. Schwein gehabt! Nach ein wenig Gejammer bogen wir vom Hauptweg in die Schleife zum Rabenacksteig ab. Nach einiger Kletterei über den wirklich gut befestigten und mit Drahtseilen, Tritten und Leitern gesicherten Weg genossen wir eine tolle Aussicht:

Zurück auf dem Rheinsteig ging es eine Weile auf der Höhe entlang und schließlich Richtung Wellmich zu Tal. Der Druck auf meinen Knöchel ließ nach. Ich vermute, die Schuhe („Der Klügere…“) gaben irgendwann auf. Prima. Allerdings wurde der Durst bis Wellmich groß und größer. Wir beschlossen, irgendwo einzukehren und bei der Gelegenheit die Trinkflaschen aufzufüllen. Und da sind wir auch bereits am kritischen Punkt des Tages angekommen: Einkehr!

Und damit sind wir auch gleichzeitig wieder bei der Fortführung der Überschrift: „Wanderer, kommst du nach Wellmich, so geh einfach weiter und erfrische dich erst in Kestrich…“ Falls du bis dahin verdurstest, ist das auch nicht das Schlimmste, das dir hätte passieren können. „Das Schlimmste“ sind nämlich der Rotwein und die Reibekuchen, die dir in Wellmich – für teuer Geld – angeboten werden könnten.

Der Wein war einfach nur richtig schlecht. Also, so tetrapackschlecht. Oder vielleicht noch schlechter. Aber selbst der war noch lecker gegen die Reibekuchen, die offensichtlich in altem Fritieroel abgebacken wurden, das bereits den ein oder anderen Backfisch freundlich gegrüßt hatte. Und etwa 200 Tüten Supermarktpommes. Und was weiß ich noch alles… Der Bauherr nahm einen Apfelkuchen mit einer Kugel Vanilleeis. Das war lecker. Absurderweise…

Am Ende fiel uns der Abschied leicht – obwohl die Inhaberin / Köchin wirklich nett war – und selbst ich wollte lieber zwanzig Kilometer Waldweg hinter mich bringen, als auch nur ein weiteres „Gericht“ auf dieser Karte testen. Es ging also weiter nach Kestert, dem Ort, in dem ich mein allererstes Auto erworben hatte. Vor etwa 24 Jahren erschreckenderweise. Es handelte sich um einen VW Käfer 1300, Baujahr 1968, savannenbeige, mit Stahlschiebedach. Ich liebte ihn heiß und innig. Kestert war also ein perfektes Etappenziel – auch mit ekligen Reibekuchen im Magen-Darm-Trakt.

Am Ende saßen wir dann im Zug zurück nach St. Goarshausen. Der Rheinsteig ist – auf welcher Etappe auch immer – wirklich ein lohnendes Ziel. Tolle Ausblicke, schöne Wald- oder Weinbergsabschnitte und hinterher stellt man immer wieder begeistert fest, in welch schöner Gegend man eigentlich lebt. Wer noch mehr Fotos sehen möchte: Hier sind sie.

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